Start der Reihe „Neue Dialoge mit der Erde“

Die Faszination, die von unseren Schätzen in Weimar und im Ortsteil Oberweimar-Ehringsdorf ausgeht, ist bei vielen Einwohner/innen, Gästen und natürlich Forscher/innen ungebrochen: Der Travertinsteinbruch in Ehringsdorf und die Weimarer Parkhöhle ermöglichen einmalige Einblicke in die frühe Erdgeschichte. 2001 rief Prof. Dr. Walter Steiner die Reihe „Dialoge mit der Erde“ in der Parkhöhle ins Leben, unterstützt durch die Klassik Stiftung Weimar und das TLUBN. 19 Jahre lang erfreute sich ein großes Publikum an den Ausführungen hochkarätiger Referent/innen. Karl-Heinz Schmidt galt als Hüter der Parkhöhle und Organisator der Veranstaltungen, die neben dem wissenschaftlichen auch künstlerische und literarische Inhalte hatten. Doch schon lange ist es still um die Parkhöhle. Die Ideenwerkstatt rund um das Nutzungskonzept für das Vereinshaus „Zur Linde“ in Ehringsdorf gab 2023 den Anlass, über ein ähnliches Format vor Ort nachzudenken. Nun begründeten Herr Schmidt und weitere Mitstreiter/innen – Fachleute, Heimatverein und Ortsteilrat – die „Neuen Dialoge mit der Erde“. Für 2024 ist pro Quartal ein Vortrag mit anschließendem Gespräch in lockerem Rahmen im Gastraum der „Linde“ geplant. Die Initiator/innen* freuen sich auf reges Interesse, wollen sie doch das für Weimar so wichtige Thema wieder durch konkrete Angebote beleben und das wertvolle Wissen weitertragen.

Vortrag Nr. 2 am 19. Juni 2024

„Neue Dialoge mit der Erde“ führen in die Antaktis

Ehrenamtliche Initiative lädt zum 2. Vortrag ins Vereinshaus Zur Linde

Unter dem Titel “Als die Kontinente auseinander brachen – als Geologe auf der Spurensuche in der Antarktis” setzt die ehrenamtliche Initiative* die prominent besetzte Vortragsreihe „Neue Dialoge mit der Erde“ fort. Am Mittwoch, dem 19. Juni, lädt Paläontologe Prof. Jörg W. Schneider (Institut für Geologie der TU Bergakademie Freiberg) in seinem Bericht auf eine spannende Expedition in die Erdgeschichte ein. Wie verbringt man drei Monate im ewigen Eis in Zelten mit Pinguinen und Robben auf Tuchfühlung, wie durchsteht man Schneestürme?… Die Gäste werden mitgenommen zu Helikopter-Flügen und Fußmärschen im antarktischen Gebirge, in einzigartige Eiswelten – und erfahren viel Interessantes zum Ur-Kontinenten Gondwana. Anschließend ist in geselliger Runde wieder Gelegenheit für einen Austausch mit dem Experten. Beginn ist 19 Uhr, Ort ist das Vereinshaus Zur Linde. Eintritt 2,50 €.

„Als die Kontinente auseinander brachen – als Geologe auf der Spurensuche in der Antarktis“

Prof. Jörg Schneider selbst dazu: „Der Vortrag möchte einen kurzweiligen Einblick in die Arbeit von Geologen und Paläontologen in der Antarktis geben. Wie man 3 Monate im ewigen Eis in Zelten zubringt, wie man mit Pinguinen und Robben auf Tuchfühlung lebt, wie man Schneestürme durchsteht… und mit einem Augenzwinkern von alltägliche Verrichtungen erzählen, die in der Antarktis so ganz anders ausfallen, wenn nicht nur Butter, Wurst und Brot gefroren sind. Sie werden mitgenommen auf die Helikopter-Flüge und Fußmärsche im antarktischen Gebirge, in einzigartige Eiswelten. Der Paläontologe Prof. Jörg W. Schneider vom Institut für Geologie der TU Bergakademie Freiberg nahm, eingeladen von der Bundesanstalt für Rohstoffe und Geologie, Hannover, an der „German Antarctic North Victoria Land Expedition IX“ (GANOVEX IX) im antarktischen Sommer 2005/2006 teil. Ziel der Expedition war die Erforschung der Geschichte des Ur-Kontinents Gondwana. Vor rund 190 bis 180 Millionen Jahren brach dieser auseinander und trennte die Antarktis von Südamerika, Südafrika und Australien. Dieses Aufbrechen war mit dramatischen vulkanischen Ereignissen verbunden – der Eruption von tausende Quadratkilometer bedeckenden Lavafluten. Diese Flutbasalte sind auf dem damaligen südlichen Superkontinent Gondwana, heute in Südamerika, Südafrika und der Antarktis, besonders gut zu beobachten. Erforscht wurde, wie damals die Erde weit im Süden zuvor aussah und wie sich ein derartiges globales, für die Regionen katastrophales Ereignis, ankündigte. So ungewöhnlich wie diese riesige Landmasse Pangea war damals auch das Klima der Erde. Vor der heutigen Vereisung gab es dort bereits eine Eiszeit vor rund 310 Millionen Jahren. Die folgende Erwärmung kulminierte extrem vor ca. 230 bis 200 Millionen Jahren. Und so lebten am Südlichen Polarkreis einmal Saurier in Farn- und Nadelbaumwäldern auf dem antarktischen Kontinent.“


Vortrag Nr. 1 am 13. März 2024

Mit dem Vortrag „Neues von der Saurierfundstelle Bromacker im Thüringer Wald“ starten die „Neuen Dialoge mit der Erde“. Am Mittwoch, 13. März, gibt Peter Frenzel, Prof. für Paläontologie und Geologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena, ab 19 Uhr im Vereinshaus Zur Linde, Weimarische Str. 1, Einblicke in die neuesten Forschungsergebnisse auf dem Bromacker bei Tambach-Dietharz, einer der wichtigsten Fossilfundstellen Deutschlands. Zudem ist in geselliger Runde Gelegenheit für einen Austausch mit dem Experten. Eintritt: 2,50 EUR


„Neues von der Saurierfundstelle Bromacker im Thüringer Wald“

Vortrag von Peter Frenzel, Professor für Paläontologie und Geologie am Institut für Geowissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Der Bromacker bei Tambach-Dietharz im Thüringer Wald ist eine der bedeutendsten Fossilfundstellen Deutschlands. International bekannt wurde er durch seine Wirbeltiere und ihre Spuren, die uns ein einzigartiges Fenster in eines der ersten entwickelten Landökosysteme öffnen. Eine Besonderheit ist das gleichzeitige Vorkommen von Fährten und kompletten Skeletten ihrer Erzeuger, was die detaillierte Rekonstruktion ihrer Fortbewegung ermöglicht. Und dies bereits zu Beginn der Entwicklung der später bedeutsamen Landwirbeltiergruppen, darunter auch unserer fernen Vorfahren. Die Wirbeltierfauna ist vielfältig und erbrachte so einige Überraschungen, unter anderem wurden zwei zuvor nur aus Nordamerika bekannte Gattungen, das ein Rückensegel tragende Dimetrodon und das reptilienartige Amphibium Seymouria, sowie viele neue Arten hier gefunden. Neben den frühen Landwirbeltieren kommen auch Muschelschaler, Tausendfüßer, verschiedene Insekten und rätselhafte Spuren von Wirbellosen vor. Koniferen und Samenfarne prägen die Flora. Auf den Sandsteinplatten des Bromackers finden sich auch bemerkenswerte Sedimentstrukturen, wie Regentropfenabdrücke, Wasserstandsmarken, Strömungsrippeln, Trockenrisse, Schleif- und Scharrmarken.
Nach langjähriger Grabungspause startete 2020 ein neues Forschungsprojekt in Zusammenarbeit der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, des Museums für Naturkunde Berlin, des Instituts für Geowissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des UNESCO Global GeoParks Thüringen Inselsberg–Drei Gleichen, in dessen Gebiet der Bromacker am Sauriererlebnispfad zwischen Georgenthal und Tambach-Dietharz liegt. Neue jährliche Ausgrabungen, die Auswertung des bereits in den Gothaer Sammlungen liegenden Materials, eine geologische Kartierung des Tambacher Beckens und zwei tiefe Bohrungen liefern nun neues Material für die Rekonstruktion der Lebewelt, der Umweltbedingungen und der Entwicklung des Klimas im Perm vor fast 300 Millionen Jahren. Der Vortrag gibt einen Überblick über den aktuellen Kenntnisstand und die laufenden Forschungen am Bromacker.

Text veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Prof. Frenzel


*) Die Vortragsreihe „Neue Dialoge mit der Erde“ wird durch die gleichnamige ehrenamtliche Initiative organisiert. Ihr gehören u.a. an: Karl-Heinz Schmidt (ehem. Projektleiter Parkhöhle), Geologe Gunter Braniek, Ortsteilrat Oberweimar-Ehringsdorf, Heimatverein Ehringsdorf 01 e.V., Dr. Tim Schüler, TLDA, und Dr. Lutz Katzschmann, TLUBN.