Bürgerschaftliches Engagement ist nach wie vor gefragt – und wichtiger denn je
Liebe Einwohnerinnen und Einwohner von Oberweimar-Ehringsdorf,
Hand aufs Herz: dass die Stadt Weimar wie die meisten Kommunen in Thüringen, in ganz Deutschland, Geldsorgen hat, wissen wir schon lange, und jedes Jahr wird es ein immer größerer Kraftakt, die Aufgaben zu erfüllen und die Maßnahmen zu finanzieren – die Pflichtaufgaben müssen zuallererst bewältigt werden, bevor wir in den Bereich kommen, wo wir im Alltag viele Wünsche und meist berechtigte Kritik angesammelt haben – und die Agenda wird täglich länger.
Dabei wird vielen zunehmend klar, dass wir Jahr um Jahr mehr ins Defizit rutschen, man sieht es an unseren Straßen und Wegen, an städtischen Gebäuden, an den Bushaltestellen – während andere Projekte sich beeindruckend entwickeln, wie aktuell der Neubau der Schule am Hartwege – darauf können wir uns wirklich freuen. Der Schulcampus mit überregionalem Modellcharakter wird zeigen, wie sich Schule in Zukunft definiert!
Doch Alltag findet besonders im Kleinen statt. Wir ärgern uns täglich über Löcher in den Straßen, über Barrieren im Ortsteil, unbelehrbare Falschparker und unseren vermüllten Lieblingsplatz. Während sich viele aufregen – oder sich zunehmend enttäuscht zurückziehen – reift bei manchen die Überzeugung, dass wir vieles selbst in die Hand nehmen müssten – und tatsächlich ist das in einigen Fällen durchaus möglich. Bürgerschaftliches Engagement ist gefragt.
Natürlich ist die Stadt in der „Pflicht“, und schließlich zahlen wir Steuern… so ist ein häufig genanntes Argument. Wir aber können überlegen, welche Möglichkeiten wir haben, gemeinsam unseren Ortsteil zu verschönern, Begegnungspunkte zu schaffen – wo wir miteinander in Aktion kommen können, statt zu warten, dass etwas passiert.
So übernehmen Vereine im Ortsteil viele wichtige Aufgaben, nur mit ihrem Engagement können einige Gebäude im Ortsteil erhalten werden. So der Heimatverein Ehringsdorf 01 e.V., der das Vereinshaus Zur Linde Stück um Stück saniert. Oder der Verein Siedlersfreud, der sich um das Siedlerheim kümmert und den Ort für ein reges Vereinsleben instand hält. Die Hainturm-Gesellschaft, die mit großem Aufwand und persönlichem Einsatz ihrer Mitglieder den Hainturm als Kleinod inzwischen fast vollständig wiederhergestellt hat und die Anlage, dem begehrten Ausflugsort im Belverderer Forst, immer weiterentwickelt. Der Verein Vox Coelestis bewahrt die kleine Kirchkapelle auf dem Ehringsdorfer Friedhof vor dem Verfall und hat dort einen Ort der spätromantischen Musik erschaffen. Nicht zuletzt widmet sich der Verein IG Papiergraben e.V. der Pflege und Gestaltung des Geländes westlich der Belvederer Allee, den Älteren noch als Station Junger Naturforscher bekannt, heute auch Standort des bekannten Kinder- und Jugendzirkus Tasifan. All ihnen ist im Besonderen zu danken!
Aber auch um das gute Zusammenleben zu fördern, neben der Gesundheit auch die Gemeinschaft zu stärken, sind viele Vereine im Ortsteil täglich aktiv. Unsere Sportvereine nehmen dabei eine wichtige Stellung im bürgerschaftlichen Engagement ein.
Neben einigen Fördervereinen gibt es noch kleinere Akteure, die sich in einem Verein oder anderen Organisationsformen zusammengeschlossen haben, um für die Gesellschaft Gutes zu bewirken. So sind auch einige Projekte gemeinschaftlichen Wohnens im Ortsteil angesiedelt. Die Liste also ist lang – sollte Ihr Projekt nicht erwähnt sein, melden Sie sich gerne!
Der Ortsteilrat als Schnittstelle zwischen Bürgerschaft und Stadtverwaltung bietet einige Ansatzpunkte für bürgerschaftliches Engagement. So erlaubt das „Ortsteilbudget“, z.B. kleinere Baumaßnahmen relativ flexibel umzusetzen. Aber auch hier ist zusätzliches ehrenamtliches Mittun nötig. So konnten wir 2020 mit diesen Geldern gemeinsam mit dem Verein Siedlersfreud den Verbindungsweg zwischen Siedlersfreud und der M.-A.-Nexö-Straße ertüchtigen.
Mit seinem jährlich wiederkehrenden Osterputz möchte der Ortsteilrat nicht nur ein Zeichen setzen, sondern ganz praktisch für mehr Sauberkeit im Ortsteil sorgen. Natürlich hat der Ortsteilrat vor allem administrative Aufgaben, um die Anliegen bei der Stadtverwaltung anzumelden und die Umsetzung nötigenfalls einzufordern. Aber wir setzen auch Akzente und bringen Menschen zusammen oder geben Impulse.
So entstand aus der Ortsteilsprechstunde im Grünen im Sommer 2021 eine Bürgerinitiative, die jetzt einen Sitzpunkt am Anger in Ehringsdorf plant, gemeinsam mit dem Heimatverein Ehringsdorf 01 e.V. haben sie inzwischen Fördergelder eingeworben und das Projekt nimmt Gestalt an (zum Konzept).
Weitere Initiativen sind im Entstehen – wir freuen uns. Zum Beispiel sind hier noch Unterstützer/innen gesucht:
Projekt »Geschichte sichtbar machen« im Ortsteil
In unserem Ortsteil gibt es ca. 40 denkmalgeschützte Gebäude, jedoch sind die meisten nicht als Denkmal erkennbar. Wir wollen das ändern! Wer Lust hat, die Geschichte eines Denkmals zu erforschen – alte Fotos und Geschichten zur Verfügung zu stellen – Sponsoren zu finden – seine Fähigkeiten in das Projekt einzubringen – gleichgesinnte Denkmal-Fans kennenzulernen – ist hier herzlich willkommen! Mehr Infos: www.ortsteil-owe.de/denkmale
Ansprechpartnerin: Martina Neuhäuser, Tel. (0176) 67461992, E-Mail: denkmale@ortsteil-owe.de
Wo finden Sie sich wieder? Überlegen auch Sie, sich im Ortsteil einzubringen?
Melden Sie sich gerne bei uns, gemeinsam können wir überlegen, wie Ihre Idee unterstützt werden kann.
Keine Zeit, aber Geld?
Sie können auch die Ideen anderer unterstützen, wenn Sie selbst beruflich sehr eingespannt sind oder anderweitig keine Möglichkeit haben, persönlich mitzuwirken. Die Menschen hinter den Initiativen freuen sich. Denn für die Umsetzung werden finanzielle Mittel benötigt. Vom Ausdruck der Projektskizze bis zum Ziegelstein – alles kostet Geld. [Zum Spendenkonto des Ortsteilrates]
An dieser Stelle möchten wir auch das Engagement einiger Unternehmen im Ortsteil erwähnen und nochmals unseren herzlichsten Dank aussprechen. So unterstützte die IBU-tec advanced materials AG bereits einige Projekte des Ortsteilrates. Die Sparkasse Mittelthüringen spendete 2021 mehrere Bänke für unsere Spielplätze im Ortsteil. Die Silberlinde auf dem Ehringsdorfer Spielplatz wurde jüngst von der Wohnen am Anger GmbH finanziert. Die Tischlerei Otto Behrendt half uns bei der Gestaltung unseres ersten Offenen Bücherschrankes. (Die Aufzählung ist nicht vollständig.)
Spenden von Unternehmen spielen inzwischen eine wichtige Rolle für die Vereine und Initiativen, sie helfen, deren Arbeitsgrundlage abzusichern. So profitieren alle Beteiligten.
Auch „Flächenspenden“ sind sehr wertvoll und für viele Projekte essentiell. So danken wir nahkauf Heyer für den tollen Platz für unseren Offenen Bücherschrank in der Filiale in der Bodelschwinghstraße und der Saller Bau GmbH und Marktleiterin Frau Loch für den attraktiven Standort unseres Schaukastens am nahkauf in der Taubacher Straße und natürlich für die Errichtung der Treppe.
Ines Bolle, Ortsteilbürgermeisterin
Oberweimar-Ehringsdorf im Januar 2022